5G auf der Überholspur

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Die Nachfolge-Technologie von 4G LTE bezeichnet man als 5G. Sie richtet sich stark an die Anforderungen der Anwender vor Ort. Es wird mit 5G kein gleichförmiges Netz mehr geben so wie man es von 3G und 4G LTE Netzen kennt, sondern es wird unterteilt in individuelle Spezial-Netze. Je nach Kundenanforderung gibt es entweder ein Ultra-schnelles mobiles Breitband Netz (Enhanced Mobile Broadband), eine Kommunikation-Maschine-Anwendung (Massive Maschine Type Communications, M2M) oder ein Hoch-Zuverlässigkeitsnetz mit extrem kurzen Antwortzeiten (Ultra-Reliable and Low Latency Communications).

Enhanced Mobile Broadband

Mit dem Ultra-schnellen mobilen Breitband können hochauflösende Videos (4k oder 8k-Videos) übertragen werden und erreichen dabei Datenraten von bis zu 10 GBit/s. Typische Einsatzfelder sind Mobiler Reparaturservice bis medizinischer Operationssaal in Form von „Augmented Reality“ oder „Virtual Reality“ .

Massive Maschine Type Communications, M2M

Darunter versteht man die Vernetzung von Maschinen und Geräten aller für Industrie- und Produktionsanwendungen sowie im Consumerbereich für z.B. Live-Balance, Kontakte für die Schuhe oder für den Kühlschrank. Es werden in der Regel nur sehr kleine Datenmengen übertragen, allerdings bei großer räumlicher Verbreitung. Und die Anzahl der zu vernetzenden Geräte steigt rasant an. Wichtig ist nicht die hohe Datengeschwindigkeit, sondern der sehr geringe Stromverbrauch.

Ultra-Reliable and Low Latency Communications

Anwendungsbeispiele für die Hochzuverlässigkeitsnetze mit sehr kurzen Antwortzeiten sind Vernetztes und Autonomes Fahren, z.B. im autonom fahrendem öffentlichen Personennahverkehr. Die Daten müssen dazu ultra-schnell und extrem zuverlässig übertragen werden. Die kurzen Latenzzeiten sprechen bei 5G für sich. Hat man bei 3G noch eine Latenzzeit von ca. 100 Millisekunden und bei 4G von ca. 30 Millisekunden, so leistet 5G hier eine Latenz von nur noch 1 Millisekunden. Damit erfolgt die Datenübertragung nahezu in Echtzeit. Anwendungsbereiche sind zu finden in bildgebenden Verfahren in der Medizin und Industrie sowie beim autonomes Fahren.

Technik

Um die Effizienz zu steigern werden unterschiedliche Techniken eingesetzt. Das sind die Kanalbündelung (Carrier Aggregation), Einsatz von Small Cells, MIMO-Antennensysteme, Beamforming, Network Slicing und Verlagerung der Intelligenz in die Funkstandorte.
  • Carrier-Aggregation

    Einem Nutzer werden mehrere Carrier (Frequenzblöcke) zugewiesen, dadurch erhöht sich die maximale Datenübertragung um die Anzahl der Frequenzblöcke. Die Gesamtdatenrate wird pro Funkzelle erhöht, was aber mit dem Nachteil der kleineren Funkzellen erkauft wird. Diese Technik wird bereits schon bei 4G Netzen angewendet

  • Small Cells
    Small Cells ersetzen nicht die klassischen Mobilfunk-Dachstandorte, sondern ergänzen diese und verdichten das Netz an Orten mit besonders hoher Nachfrage (Hotspots). Damit ähneln sie den WLAN-Hotspots. Der Versorgungsradius beträgt etwa 150m. Mehr kleine Zellen in einem kleinem Gebiet führt zu Erhöhung der Anzahl der Nutzer bei gleichzeitig hohem Datendurchsatz. Typische Anwendungsgebiete sind: Innenstädte, Veranstaltungsplätze, Stadien, U-Bahn und Bahnhof.
    Durch Leistungsregulierung zwischen Antenne und Handy profitiert der Nutzer, da der Akku weniger belastet wird.
  • MIMO-Antennen
    Für die Kapazitätssteigerung werden MIMO Antennen (Massive Multiple Input Multiple Output = MIMO) eingesetzt, d.h. es werden mehrere Sende- und Empfangsantennen innerhalb einer einzigen Antenne eingesetzt. Mit der Space-Time-Codierung nutzt man die zeitliche und räumliche Dimensionen für die Übertragung aus. Obwohl nicht mehr Frequenzen verwendet werden, kann die Qualität und Datenrate signifikant erhöht werden. MIMO Antennen werden bereits in 4G Netzen eingesetzt.
  • Beamforming
    Mit den MIMO Antennen ist eine gezielte Versorgung einzelner Teilnehmer durch das sogenannte Beamforming möglich. Die Antennen-Senderichtung wird dabei verändert, so dass ein maximales Signal am gewünschten Ort ankommt. Dabei werden die Funksignale gebündelt gerichtet, anstatt sich kreisförmig auszubreiten. Das funktioniert bei direkter Sichtverbindung, aber auch über Reflexionen. So wird ein klares Signal geliefert und hebt sich klar vom Hintergrundrauschen ab. Dadurch können Daten im gleichen Frequenzbereich an mehrere Endgeräte übertragen werden.
  • Network Slicing und Verlagerung der Intelligenz in die Funkzellen
    Damit wird das Netz visuell auf die jeweiligen Anwendungsbedürfnisse der Kunden zugeschnitten. So kann man bestimmte Qualitätsmerkmale für eine bestimmte Kundenkategorie bereitstellen, z.B. mit zugesicherter Latenzzeit oder Datenkapazität (Network-as-a-Service). Durch die situative Verlagerung der Rechenleistung in die Funkzelle erreicht man die flexibele Bereitstellung von Rechenleistungen in die Nähe von mobilen Nutzern. Dadurch wird die Reaktionszeit verringert. Das wird extrem wichtig bei Sensoren und Kameras in Autos. Die messen den vorausfahrenden Verkehr und senden die Informationen über das Mobilfunknetz an den Verkehrsteilnehmer.

Autor: Klemens Wangen